Sonderprojekt

Sonderprojekt Schule

Ein größeres geplantes Unternehmen ist die Schule, die der Verein in einem Armenviertel und Randbereich von Cochabamba gründen will als Hilfe, dass Bildung von Anfang an (Primarschule, ab 6 Jahre) und mit Eltern stattfinden kann, zum Wohl, zu einem besseren Leben als bisher. „Vida Buena” wie die Verfassung vorschreibt. Die Gründung einer Schule, wohnortnah im Lebensbereich der Quetchuan und Aymara (zunächst eine Primarschule mit 6 Klassen, später ausbaufähig zu einer Sekundarschule), ist das wichtigste Anliegen des Vereins. Es gibt erste Gespräch zur Grundstücksbeschaffung und erste Überlegungen zur Bauplanung. Für Kinder zwischen dem sechsten und vierzehnten Lebensjahr besteht in Bolivien eine allgemeine Schulpflicht. Dennoch wird die Einschulungsquote nur zum Teil erreicht. Viele Schüler müssen zu Fuß lange Wege zur nächsten Schule zurücklegen, so dass sie dem Unterricht oft nur übermüdet und unkonzentriert folgen können. Dazu kommen überfüllte Schulklassen und oft unzureichend ausgebildete Lehrkräfte, die das Leistungsniveau in den öffentlichen Schulen stark mindern. Zahlreiche Familien sind zu arm, um ihren Kindern einen Schulbesuch zu ermöglichen. Ein Teil aller Kinder zwischen zehn und vierzehn Jahren in Bolivien arbeitet, um zum Familienunterhalt beizutragen; andere werden nicht konsequent genug zum Schulbesuch angehalten. Hierzu weitere Ausführungen des Ideengebers Harald Düppe, auch zum Leitbild der Schule: Es sind jetzt 10 Jahre meiner Tätigkeit (nicht ARBEIT, weil meine Tätigkeit keine ARBEIT ist, sondern ein Geschenk an Bolivien) in Cochabamba, ca. 3.000 m Höhe in den Anden. Ich kenne die Bildungssituation ziemlich genau. Durch meine Schulbesuche in der Nähe, sowie in den Höhen von 4.000 – 5.000 m, wo ich immer wieder zaubere und mit den Schülern und Lehrern und Eltern spreche – auch mit wichtigen Sätzen in Quetschuan, der Sprache der Inkas – sehe und höre ich, wo es an Bildung fehlt. Außerdem besteht ein großer Bedarf an Lehrerweiterbildung. Die Bildung braucht unbedingt ein höheres Niveau. Das möchte ich durch interne Lehrerweiterbildung erreichen. Ich habe als Lehrausbilder an einem Lehrerseminar in Deutschland gearbeitet. Ich traue mir zu, mit meiner Methode Lehrer in ein höheres Niveau zu führen – inhaltlich, didaktisch, methodisch, pädagogisch, psychologisch. Ein weiterer unumgänglicher Tätigkeitsbereich ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. Pädagogik der Schule und Eltern muss aufeinander abgestimmt sein. Hier helfen nicht einfach nur Elternversammlungen, sondern Elterninstruktionen mit geglückten Erziehungsbeispielen aus dem Leben. Sie sollen in ihrem Erziehungskönnen mehr Auswahl sehen können, so dass sie auch Erfolge erleben. Es ist aber nicht nur die pädagogische, psychologische Arbeit mit den Eltern, vor allem muss es auch um Gesundheitserziehung und -aufklärung gehen. Viele Leute ernähren sich falsch. So werden u.a. zu viele Süßigkeiten angeboten und verzehrt, die zwangsläufig auch zu Zahnschäden führen. Auf jeden Fall werden auf unserem Schulhof keine Süßigkeiten verkauft, vielmehr ein gesundes Pausenbrot. Es geht bei der Schulbildung nicht darum, europäisches, occidentales Verhalten einzuführen. Es geht um die Verwurzelung allgemeinmenschlicher Werte. Es haben die Origines selber auch ihre Wertvorstellungen. Diese gilt es festzuhalten, mit unseren Vorstellungen zu verbinden und zu ergänzen: Respekt (in allen möglichen Verhaltensweisen) und Verlässlichkeit. Man kann nicht bei einer Absprache den andern 1-2 Stunden warten lassen, ohne Nachricht zu geben. Natürlich besteht hier auch eine Verbindung zum Respekt vor dem andern. Im Straßenverkehr kann ich ruhig einem anderen den Weg frei machen vor mir. Ich muss wissen, dass jemand bei Grün fährt und ich nicht bei Rot an der anderen Ampel. Es muss die Regel gelten: “Was ich sage - tue ich; was ich tue - sage ich.” Verlässlich sein! Es muss weiterhin gelten, was die Inkas als Lebensspruch übten: amaluja, amasuja, amakeia: Sei kein Dieb, sei kein Lügner, sei nicht faul. Ein weiteres Bildungsmuss taucht auf: Der Lehrplan fordert, dass die Schüler 2 Sprachen lernen müssen: Spanisch und Muttersprache, also hier bei uns: Quetschuan. Es reicht aber nicht, dass sie heute offiziell nur 2 Stunden in der Woche ihre Muttersprache lernen sollen. In meinen Augen müssen es mehr Stunden sein. Zum Namen der Schule: Schnell ist klar, dass innerhalb einer Quetschuan-Gemeinde die Schule einen Quetschuan-Namen hat, nämlich Wayra Suyana, das bedeutet: Atmosphäre, Wind, Brise der Hoffnung. So heißt denn auch der Verein: Wayra Suyana Europa e.V. Das soll den Einwohnern Hoffnung und Selbstwertgefühl (autoestima) geben, die Schule ist eine von vielen, die es den Einwohnern vermitteln soll. Es leben ebenso einige Gruppen von Aymara in diesem Wohngebiet; sie sind gleichwertig zu unterstützen. Mit den Gedanken bisher sind bereits auch Ziele der Schule angesprochen, vor allem auch die Selbstachtung, das Selbstbewusstsein des Eigenwertes. Eben auch die Hoffnung, in einer neuen Welt – einer veränderten Welt, die auf sie zukommt – bestehen zu können, immer mit dem Bewusstsein, dass sie ihre eigenen kulturellen Eigenwerte, die wertvoll sind, ebenso leben können, dass sie nicht überholt sind, sondern bestehen bleiben.